In Sambia ist Schule für viele Kinder keine Selbstverständlichkeit. Arme Familien können sich die Schule für ihre Kinder nicht leisten. Waisenkinder haben niemanden, der sich für ihre Bildung einsetzt. Aber Schule und Bildung sind gerade für diese Kinder die einzige Chance auf eine Zukunft, auf Leben.
Parents for the Orphans in Sambia e.V., geleitet von einem deutschen Religionslehrer und Erziehungswissenschaftler und seiner sambischen Frau, möchte diesen Kindern helfen. Zuerst ging es ihnen darum, einzelnen Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen, doch bald reichte Ihnen das nicht mehr und sie beschlossen, eine Schule zu bauen. Mit unserer Hilfe konnten nun die ersten Schritte getan werden. Land wurde erworben und die ersten Fundamente und Mauern stehen bereits.
Hier der Bericht von Friedrich Talmon, dem Initiator und Vorstand von Parents for the Orphans in Sambia e.V.:
Stand des Projektes: November 2017
Der erste Schritt ist getan.
Für die Schule stehen die Gelder schon bereit und auch Bauarbeiter haben wir vor Ort gefunden. Das Land und die Wasserversorgung (Brunnen) sind bereits vorbereitet. Die Verantwortlichen des Stammes organisieren rechtzeitig die Schülerinnen, die als erste kommen werden. Einige Erwachsene in den umliegenden Dörfern haben uns gefragt, ob sie denn auch lernen dürfen – haben sie doch niemals eine Schule besuchen können. Natürlich können sie das, denn wenn die Kleinen Schluss haben, stehen die Räume ja leer und gute Lehrerinnen und Lehrer finden wir genug. Das Land ist mit 4 ha groß genug, damit alle Lehrkräfte und Mitarbeitenden dort siedeln und mit dem Verein eine große Gemeinschaft bilden können. Auf dem Land werden Spielplätze sein und durch das Wasser können Toiletten errichtet werden. Etwas, das die Kinder überhaupt nicht kennen. Bisher nutzen sie nur Sickergruben.
Mit den bisherigen Spendengeldern haben wir ein 4 ha großes Grundstück mit allen Papieren erworben und dort zentral einen Tiefenbrunnen (110 m) errichtet, mit einem Ertrag von ca 17.000 l sauberem Grundwasser täglich. Dieser Brunnen steht allen Menschen offen und wird vielen Familien in der Trockenzeit das Überleben sichern. Der Brunnen ist bewacht und die Wasserverteilung von den Einheimischen unter Anleitung von Gesandten des Chiefs gut organisiert. Der Brunnen wird auch die Schule versorgen und es wird möglich sein, dass die Lehrkräfte und Mitarbeitenden auf dem Gelände siedeln und sich durch Farming selbst versorgen können. Überschüsse können sie dann auf den lokalen Märkten entweder verkaufen oder tauschen.
Wir müssen nur noch das Ende der Regenzeit abwarten, um mit dem Bau der Schule selbst zu beginnen. Diese Zwangspause wollen wir nutzen, um weitere Spenden zu sammeln. Denn unser Projekt wächst: Parents for the orphans ist nun Teil des KINGDOMS von Chief (Häuptling) CHAMUKA, einem Stammesgebiet mit ungefähr 126.000 Bewohner, das sich über unzählige kleine Dörfer erstreckt. Das Gebiet ist mit Ausnahme des Palastes des Chief Chamuka von der Außenwelt praktische abgeschnitten und die Menschen leben dort noch wie vor hunderten von Jahren. Es gibt nur Ernten in der Regenzeit, eine ständige Wassernot in der Trockenzeit und keine medizinische Versorgung. Die meisten Bewohner können aufgrund der weiten Entfernungen und der Überfüllung der wenigen staatlichen Schulen eine solche nicht besuchen. Die einzige Einnahmequelle ist der Verkauf von Agrarprodukten der Kleinbauern. Die Menschen leben fast ausschließlich vom eigenen Farming, was sehr kärglich ist.
Gemeinsam mit Chief Chamuka nehmen wir nun Probleme wie Wasserversorgung, Ernährung und Schulbildung in Angriff. Wir sind sehr stolz darauf, dass Chief Chamuka uns seine Freundschaft angeboten hat. Wir können nun eingegliedert in die Organisationsstrukturen des Stammes übersichtlich vorgehen und haben den engsten Berater des Chiefs sowie seinen Sekretär immer an unserer Seite. Meine Frau Elizabeth und ihre Schwester Purity sprechen die gleichen Stammessprachen und kennen die Gepflogenheiten vor Ort. Sie werden von den Bewohnern nicht nur akzeptiert, sondern genießen mittlerweile in der Region um Lusaka und im Gebiet von Chief Chamuka ein sehr hohes Ansehen. Wir haben uns auf eine abgestimmte Vorgehensweise geeinigt, haben aber bei der detaillierten Umsetzung freie Hand. Es besteht ein großes Vertrauensverhältnis. Insbesondere werden neben dem Kindergarten und der Schule Spezialklassen eingeführt, die es den vielen schwangeren Teenagern ermöglicht, eine Schule zu besuchen. Hierzu wird es einen extra Raum geben, in dem die Babies während des Unterrichts versorgt werden und Hochschwangere unterstützt werden können. Es wird kein Schulgeld erhoben, alle Kinder erhalten eine warme Mahlzeit und frisches Wasser. Wir rechnen mit sehr hohen Anmeldezahlen, so dass wir nun davon abgekommen sind, mit einer kleinen Schule zu beginnen. Es muss eine große Schule her!
Unsere baldige zweite Spendenphase hat nun das Ziel, das Geld für eine Elektropumpe (Solarenergie) zusammen zu bekommen. Dann würde die Pumpleistung des Brunnens sich in etwa verdoppeln. Darüber hinaus soll gleichzeitig mit der Schule ein kleines Healthcenter errichtet werden, in dem ein Healthofficer (Krankenpfleger/ Krankenschwester mit einer guten Qualifikation) Impfungen vornehmen und die einfachen, aber mit vielen Todesfällen verbundenen, Krankheiten wie Durchfall, Malaria, Typhus und Verletzungen behandeln kann. Da eine medikamentöse Malariabehandlung in Sambia nur ca 1€ kostet, ist das sehr realistisch. Der oder die Healthofficer werden durch die Bereitstellung eines kleinen Grundstücks mit Baumaterial, Saatgut und Hühnerküken sowie dem Zugang zum Brunnenwasser wie alle anderen Mitarbeitenden entlohnt.
Eigentlich ist die Bezeichnung Mitarbeitende etwas schwierig, denn wir verstehen uns alle als Teil einer großen Familie. Dieses Healthcenter und die Spezialklassen für die schwangeren Teeenager sind das Herzensanliegen von Chief Chamuka, das wir mit Begeisterung teilen.
Wir veranschlagen dafür ca. 6000€ mit einer Projektlaufzeit bis Ende April und so werden wir bald den nächsten Teil von „Schule fürs Leben“ auf Evangelisch-Bildungsstark initiieren.
Als dritten und letzten Schritt planen wir den Kauf eines weiteren Grundstücks in vergleichbarer Größe, das ebenfalls einen Brunnen erhalten wird und auf dem nur Farming für die Lebensmittleproduktion und Tierzucht mit Molkerei für die ganzjährige Versorgung der umliegenden Dörfern betrieben wird. Auf diese Weise schaffen wir für die Familien eine Grundlage und damit den Kindern die Möglichkeit, unsere Schule zu besuchen.
Gelingt dieses erste Schulprojekt, dann soll es nicht das letzte gewesen sein. Sobald die erste Schule steht und autark funktioniert, werden wir das Projekt gern im gleichen Stammesgebiet, aber an einem entfernteren Ort wiederholen.
Mit Chief Chamuka haben sich die Ziele nun zwar leicht verändert, aber wir haben nur hinzugewonnen. Alles ist viel leichter und vor allem erreichen wir viel mehr Menschen und was das allerschönste ist: die Menschen haben das Gefühl, dass sie es als Stamm selber schaffen können, ihr Leben entscheidend zu verbessern; wir geben nur den Anschub.
Selbstverständlich läuft parallel hierzu unser Projekt in Kabanana weiter. Dort haben wir in den Anfangszeiten unserer Arbeit einzelnen Familien geholfen, damit deren Kinder die dortigen Schulen besuchen können. Dieses Projekt ist so organisiert, dass Wohltäter aus Deutschland ein ganz bestimmtes Kind als eine Art Patin/Pate finanziell versorgen, mit dem Kind kommunizieren und es sozusagen in ihre Familie in Deutschland in einer besonderen Art integrieren. Sie sind sozusagen Eltern in Afrika geworden. Wer also eine Patenschaft übernehmen möchte, kann dies für 25€ im Monat tun. Wir organisieren die Kommunikation und den Aufbau einer Beziehung und stehen immer für Fragen und Informationen zur Verfügung. Wohltäterinnen und Wohltäter, die daran interessiert sind, sind uns sehr willkommen.
Im Gebiet von Chief Chamuka ist dies im Augenblick aufgrund der fehlenden Infrastruktur noch nicht möglich. Aber Spender können auch hier für ganz spezielle Zwecke spenden: z.B. für Schulmöbel , einen Brunnen oder eine Beteiligung daran. Selbstverständlich kann jede Spenderin Bilder und Berichte über die Umsetzung erhalten und die Anlagen natürlich auch persönlich besuchen und einen schönen Afrikaurlaub in den Tropen verbinden. Hier helfen wir gern, denn „auf eigene Faust“ ist eine Reise in das Stammesgebiet nicht vorstellbar.
Friedrich Talmon,
Vorstand von Parents for the Orphans in Sambia e.V.