Elisabeth Buck berichtet auf der Facebook-Seite „Bewegter Religionsunterricht“ über ihren RU. Dr. Dieter Altmannsperger’s Buch „Barfuß die Bibel entdecken“* findet bei ihr in der  5./6. Klasse zum Thema Moses Berufung – „Zieh deine Schuhe aus, denn hier ist heiliges Land.“ Anwendung.

Es werden verschiedene Gegenstände auf den Boden gelegt (Stifte, ein Schwamm, vielleicht ein paar Steine, kleine Äste…, – was sich eben so finden lässt im Klassenzimmer oder im Schulhof). Die Gegenstände werden mit einer Decke oder einem Tuch zugedeckt. Jeweils vier bis fünf Schüler*innen durchlaufen folgenden Spielablauf. L: „Solange ich auf meiner Trommel spiele, stampft und trampelt ihr durch das Klassenzimmer. Wir erinnern uns daran, dass auch Mose in unserer Geschichte oft jähzornig durchs Leben getrampelt ist und dabei sogar ein Menschenleben ausgelöscht hat. Wenn die Trommel schweigt, bleibt ihr stehen und lauscht.“ Laut und lebhaft geht es zu, bis der Trommelklang verstummt. L sagt nun leise: „Jetzt zieht eure Schuhe aus, so wie es Mose in unserer Erzählung tut, als er die Stimme hört: ‚Halt, zieh deine Schuhe aus, denn hier ist ein besonderes Land! ‚ – stellt euch vorsichtig auf das Tuch und fühlt mit euren Füßen. Denn als Mose seine Schuhe auszieht, kann er plötzlich den Wüstenboden spüren, den Sand, kleine Steinchen, – nichts mehr mit ‚durchs Leben trampeln‘, – ganz feinfühlig werden die Füße, so kann er staunen und lauschen, wie Gott zu ihm spricht.“ Die Schüler*innen gehen tastenden Fußes langsam auf dem Tuch umher, bis sie wieder auf ein Zeichen hin mit ihren Schuhen zu ihren Plätzen zurückkehren. Nun beginnt mit der nächsten Kleingruppe das Spiel von Neuem, bis alle diese Wahrnehmungserfahrungen machen konnten. Um auch bei den jeweils Zuschauenden ausreichend Ruhe zu erreichen, könnte man gemeinsam einen Taizégesang während der Fußtast-Phasen anstimmen (z.B. GL 386 bzw. EG 181.6: Laudate omnes gentes).

Im Gespräch wird reflektiert: L:„Wie hat es sich angefühlt? … Habt ihr in den Füßen einen Unterschied zwischen Stampfen und Tasten erlebt? … Wie hat sich die ganze Körperhaltung verändert? … Was passiert beim Trampeln, was kann man alles nicht in Soldatenstiefeln spüren?“ Formulierungen werden untersucht wie „Elefant im Porzellanladen“, „über andere hinweg trampeln“ „Marschieren gegen …“. Im Gegensatz dazu wird bedacht, was das tastende Gehen und Stehen ohne Schuhe mit sich bringt: „Feinfühligkeit“, „Dünnhäutigkeit“, „spüren“ im Sinne von „feine Spuren aufnehmen“, „aus dem Gleichgewicht geraten“. Warum soll Mose, der bereits über das Leben eines anderen Menschen hinweggetrampelt ist, in dieser Erzählung vor Gott die Schuhe ausziehen? In welcher Haltung steht man da vor Gott? Denn provokant wird es, wenn das Erleben des Fühlens mit bloßen Füßen zu einer Lebenshaltung vor Gott in Beziehung gesetzt wird: Man empfindet Unsicherheit, kann sich nicht abschotten, ist schmerzempfindlicher, man kann aus dem Gleichgewicht kommen, es kann passieren, dass man sich öffnet und mehr in die Tiefe spürt. So kann über den kultischen Aspekt hinaus danach gefragt werden, was eine solch schutzlose Haltung mit einer Haltung vor Gott zu tun haben könnte. L: „Und überhaupt,- was ist das für ein Name, mit dem Gott sich in dieser Geschichte vorstellt? Lest noch einmal nach in unserer Schulbibel, Ex 3, 14. Ist das ein Name, mit dem man Gott ‚erfassen‘, verstehen, herbestellen‘ kann?“ Vielleicht lässt sich in diesem Gespräch eine Verbindung knüpfen von der Erfahrung der Schüler*innen aus dem vorangegangenen Symbolspiel (Unsicherheit; sich nicht abschotten können; man kann aus dem Gleichgewicht kommen…) zur Unverfügbarkeit Gottes, der sich nicht in einem Bild zeigt…
(Aus: E.Buck, Bewegter Religionsunterricht (5.-7. Schuljahr), München 2017)

 

*Barfuß die Bibel entdecken
Kooperative Abenteuerspiele für die kirchliche und schulische Praxis
von Dr. Dieter Altmannsperger
Neukirchener Verlag