Zum 85 jährigen Gedenken an die Pogromnacht vom 09.11.1938 gingen auch in diesem Jahr in einem „Schweigemarsch“ zahlreiche Schüler:innen, Lehrer:innen, Eltern und Gäste zum Mahnmal Gleis 17 am S-Bahnhof Grunewald. Dort fand eine Gedenkveranstaltung statt, die durch Schüler:innen des Gottfried-Keller-Gymnasiums, des Walther-Rathenau-Gymnasiums und durch Auszubildende der Polizeischule von Berlin vorbereitet und textlich vorgetragen wurde.
Ein Tagebucheintrag der jüdischen Ärztin Helga Nathorff, der von einer Schülerin vorgetragen wurde, führte gleich zu Beginn allen Anwesenden vor Augen, was die Berlinerin mit ihrer Familie in dieser Novembernacht 1938 an Antisemitismus erleben musste. (Die Familie konnte kurze Zeit nach der Pogromnacht in die USA emigrieren).

Durch weitere Beiträge wurde deutlich, dass konkret in Berlin auch Antisemitismus vorhanden ist und sogar zunimmt, z.B. in der Schule, im Alltag oder in der Sprache, im Denken und in Aktionen gegenüber jüdischen Einrichtungen. Aufgrund der Aktualität sei seit einigen Wochen deutlich geworden, dass man nicht gleichgültig gegenüber Antisemitismus bleiben kann. Darum sei es heute um so wichtiger, ein Klima für Toleranz und Offenheit zu schaffen, – so betonten die Schüler:innen – damit Menschen und auch Mitschüler:innen ihre jüdische Identität nicht mehr aus Angst verschweigen oder verstecken müssen. Das Gleichheitsgebot unseres Grundgesetzes werde immer wieder angegriffen und herabgesetzt, wo Menschen antisemitisch behandelt würden. Jeder Mensch habe seinen Anteil daran und trage seinen Teil der Verantwortung, sodass Antisemitismus heute in der bundesdeutschen Gesellschaft keine Chance mehr habe.

Martina Dethloff (evang. Religionslehrerin)
Stefanie Packmohr-Herzig (kath. Religionslehrerin)