Vor zwei Jahren bekam die Giesensdorfer Grundschule das Privileg eines Partizipationsverfahren für eine anstehende Schulbausanierung. Die Religionslehrerin Petra Döge gibt für uns einen kurzen Überblick über diese Entwicklungen – und wie es zum Förderpreis „Praktisches Lernen“ kam:

 

Den Beteiligten der vorbereitenden AG „Schulsanierung“ war schnell bewusst, dass diese Sanierung eines alten, traditionellen Schulgebäudes eine Lernumgebung zum Ergebnis haben muss, die auch in 50 Jahren den Anforderungen an einen zeitgemäßen Unterricht standhält. LERNWERKSTATT wurde zum Zauberwort. Ein Wort, dass mit Inhalten gefüllt werden musste: eine oder mehrere Lernwerkstätten, fächerübergreifend, für Lernende nur temporär nutzbar oder die Unterrichtskonzeption grundsätzlich verändernd? Wie auch immer das Ergebnis aussehen sollte, wollte ich für den Religionsunterricht die Möglichkeit der Teilhabe offenhalten.

Um einen Überblick über die sehr unterschiedlichen Varianten einer Lernwerkstatt zu bekommen, ließen sich eine Kollegin und ich zu Lernbegleiterinnen fortbilden, besuchten zahlreiche Berliner Schulen und hospitierten in den Ferien an der Alemannenschule in Wutöschingen.

Danach legten wir im Schuljahr 22/23 mit einer 6. Klasse los. An einem Tag in der Woche besuchten die Lernenden die Lernwerkstatt für 6 Stunden; fächerübergreifend mit Gewi, Religion, Lk und Deutsch, jeweils mit zwei Stunden, wurde unter anderen das preiswürdige Thema angeboten.

Zum Preis

Der Preis ist nicht ein einzelnes Ereignis des Religionsunterrichts der Giesensdorfer Grundschule, sondern eine kleine Bestätigung der Unterrichtsentwicklung eines Teils der Schule und damit auch des Religionsunterrichts.

Das Thema „ Was passiert eigentlich mit unseren Toten?“ ist in der angehefteten Bewerbung ausführlich beschrieben:

 

Dem möchte ich hinzufügen, dass es für alle Beteiligten beeindruckend war, mit welcher Ernsthaftigkeit, Akzeptanz – besser: Wertschätzung – gegenüber anders Gläubigen oder Nichtgläubigen und Lernlust sich die Lernenden über Wochen dem Thema näherten und es sich erarbeitenden.

 

 

Sie wurden so kompetent, dass sie als Referenten und Moderatoren die Gäste aus anderen Klassen selbständig durch den Kongress „Wir planen einen Friedhof, auf dem sich alle Bewohner unserer Stadt gerne beerdigen lassen“ führten. Die Planungsergebnisse der sechs Workshops (auf den Sechsecken am Ende der Darstellung) zeigen, wie sensibel, bedürfnisorientiert und fantasievoll die Kongressteilnehmer ihre erworbenen Kompetenzen umsetzten.

Wie geht es weiter?

Im Schuljahr 23/24 besuchen zwei 6. Klassen an zwei Tagen in 10 Unterrichtsstunden, als eine „Lernfamilie“ die Lernwerkstatt. Die Fächer Kunst und Nawi sind mit jeweils zwei Stunden hinzugekommen. Zurzeit arbeiten die Lernenden am Thema „Wasser“. Der Religionsunterricht ist mit den Bereichen Wasser in den Religionen, Wassergeschichten in der Bibel, Taufe, Schöpfung, Schöpfungsauftrag und dem Buch „Der Fluss“ von Michael Roher vertreten.

Die Ergebnisse des Partizipationsverfahrens sind mit dem Inhalt abgegeben, dass das Schulgebäude zukünftig den Lernenden der 4. bis 6. Klassen die Möglichkeit geben soll, in Lernfamilien in Lernwerkstätten zu lernen.

Als konstitutiver Bestandteil der Lernwerkstatt hat der Religionsunterricht die Option, ein fester Bestantdeil zukünftiger Lernwerkstätten zu werden. Ergebnisse von Evaluationen werden für eine weitere Entwicklung hilfreich sein.

Religionslehrerin Petra Döge