#wasreligionslehrersomachen – unter diesem Hashtag findet man auf Instagram  schon jede Menge Beiträge Evangelischer Religionslehrer*innen. Um Ihnen und euch unsere Religionslehrer*innen noch ein wenig genauer vorzustellen, gibt es die Reihe „Religionslehrer*innen im Interview“. Nach Maike Schöfer und Laura Schulze hat uns jetzt Phillip Angelina unsere Fragen beantwortet. Er unterrichtet als Quereinsteiger seit Juli 2019 von der 7. bis zur 10. Klasse am Felix-Mendelssohn-Bartholdy Gymnasium in Pankow. 

Warum sind Sie Religionslehrkraft geworden?

„Meine Studiengänge befassten sich schon immer mit Religion (Religions- und Gemeindepädagogik/ Soziale Arbeit integrativ BA; Master Religion und Kultur (MRC) MA) darin zeigt sich mein großes Interesse für dieses Themengebiet. In der Schule hatte ich häufig einen langweiligen Religionsunterricht und ich wollte es besser machen.“

Warum ist Religionsunterricht wichtig als Schulfach? Was haben Kinder für einen „Mehrwert“ von Religionsunterricht konkret in ihrem Alltag?

„Religionsunterricht ist das Fach in dem gesellschaftliche und kulturelle Bildung stattfindet. Zudem wird in diesem Fach über das Sein des Menschen diskutiert, wofür im normalen Schultag kein Platz ist.“

Was ist der Unterschied zu Ethik, Lebenskunde oder L-E-R?

„Ethik beschäftigt sich mit der Frage „Was soll ich tun? oder Wie soll ich Handeln?“! In Lebenskunde wird meines Wissens nach der Mensch als teil der Natur gesehen. Religionsunterricht umfasst diese Fragen, ist wie bereits erwähnt kulturelle und geschichtliche Bildung aber gibt zu dem eine religiöse Innenperspektive mit. Dies ist eines der Gründe warum die Kooperation mit diesen Fächern meines Erachtens gut läuft.“

Was für Fragen werden Ihrer Meinung nach nur im Religionsunterricht beantwortet und nicht in Ethik, Lebenskunde oder L-E-R?

„Die Fragen: nach Gott, nach Glauben, Jesus, Bibel, Kirche, Religion allgemein; Alltägliche Fragen die sich auf Religion beziehen und Lebenspraktische Fragen; Ganz häufig die Verbindung von Religion und Politik und viele Fragen zum historischen Gewordensein.“

Welche Momente sind für Sie ganz typisch bei einer Reli-Unterrichtsstunde?

„Die Frage: „Sind Sie gläubig?“; also die Frage nach meinem persönlichen Glauben in der Moderne. Typisch ist auch die Verbindung von Religion, Politik und aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. Themenwahl soll an die Lebenswelt der SuS anknüpfen. Zudem kommt das Klären von aktuellen individuellen Fragen der SuS.“

Wie ist das Verhältnis zu den Lehrer*innen von Ethik, Lebenskunde oder L-E-R? Gibt es einen Wettbewerb, Rivalitäten, etc.?

„Aufgrund der Kooperation haben wir eine sehr kollegiales Verhältnis und unterstützen einander, wenn beispielsweise eine Lehrkraft ausfällt. Zwar bedarf die Kooperation mehr Koordinationsarbeit, aber im Schulalltag gibt es eine offene Kommunikation.“

Was ist der religiöse Hintergrund Ihrer Schüler*innen?

„Ein Großteil der SuS sehen sich als säkular oder atheistisch. Andere kommen aus religiösen Elternhäusern v. a. evangelisch und freikirchlich, es gibt vereinzelt katholische oder Orthodoxe SuS bishin zu SuS aus muslimischen Hintergrund.“

Aus welchen Gründen haben die Eltern das Fach Religion für ihre Kinder gewählt und nicht Lebenskunde oder L-E-R?

„Aufgrund der Kooperation gibt es keine Möglichkeit zu wählen. Mit der Wahl der Schule, haben alle SuS Ethik, Lebenskunde und Religion.“

Vergleichen die Schüler*innen Religionsunterricht mit Ethik, Lebenskunde oder L-E-R? Wie ist das entsprechende Feedback? 

„Ja, die SuS vergleichen die Fächer. Vielen SuS fällt es schwer zwischen Ethik und Lebenskunde zu unterscheiden. Religion wird gerne angenommen, da es andere Akzente setzt, als die anderen Kooperationsfächer. V.a. die Themen Religion in moderner Musik oder „andere Religionen“ werden mit Begeisterung aufgenommen.“

Viele Menschen denken, Religionsunterricht sei nichts anders als Ethik, Lebenskunde oder L-E-R. Was würden Sie erwidern?

„Nein das stimmt nicht. Religionsunterricht geht über Ethik und Lebenskunde hinaus und fragt nach der Herkunft, Bestimmung und Ziel des Menschen und der Welt.“

Ergänzen Sie – ganz plakativ und in einem Satz: Nur Religionsunterricht und kein anderes Fach kann …

„… SuS herausfordern sich mit Themen des Glaubens auseinanderzusetzen. Dabei achtet gerade der Religionsunterricht auf die Religiöse Selbstbestimmtheit von SuS und arbeitet präventiv gegen religiösen Extremismus. Da SuS im Unterricht lernen Religionen kritisch zu würdigen.“

Gibt es Vorurteile oder Falschinformationen gegenüber dem Fach, denen Sie immer wieder begegnen?

„Ja die gibt es, z.B. werde ich häufig gefragt ob die SuS bei mir Beten müssen oder ob ich die SuS indoktriniere. Häufig wird das Fach als inhaltslos gesehen, da Jesus ja immer die Antwort sei.“

Was sagen begeisterte Schüler*innen zu dem Fach?

„Das im RU alltagsrelevante Fragen behandelt werden, die an die Lebenswelt der SuS anknüpft. Zudem finden die SuS gut, dass im RU ihre Meinung etwas zählt und gewürdigt wird.“

Herzlichen Dank für das Interview!

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