„Habibi Tel Aviv  –  We love our country Israel“ – Religionsunterricht einmal anders: Schüler*innen begegnen sich

Atid Lod Highschool  und Walther-Rathenau-Gymnasium

„Habibi Tel Aviv“ hören meine katholische Kollegin Stefanie Packmohr-Herzig und ich  einige unserer Schüler*innen  hinter uns singen.  Wir stehen auf der Treppe des Flugzeugs, das uns nach Berlin zurück bringt. Unsere Schüler*innen haben das Lied von den israelischen Schüler*innen, bei deren Familien sie in den vergangenen acht Tagen zu Gast waren, kennengelernt.

Auf den gemeinsamen Busfahrten nach Tel Aviv, Bethlehem, Yad Vashem, dem Kibbuz Dorot, Jerusalem, Masada und dem Toten Meer wurde Musik gehört, gesungen, viel geredet und diskutiert. Alle kannten sich ja bereits vom Berlinbesuch der israelischen Schüler*innen im April 2019.

„We love our country Israel“ war ein Satz, den wir während unseres Aufenthaltes  von verschiedenen Seiten hörten. Uns hat neben der landschaftlichen Schönheit besonders die Offenheit und Gastfreundlichkeit der israelischen Familien beeindruckt, in denen unsere SchülerInnen untergebracht waren. Einige  hatten das Glück am ersten Wochenende Sukkot (das Laubhüttenfest)  in einer Sukka  mitfeiern zu können. In Bethlehem empfing uns, allerdings leider ohne die israelischen Schüler*innen, Faten Mukarker. Beginnend mit einer kleinen Andacht bei den Hirtenfeldern bis zum Stop an der durch den Graffitikünstler Banksy gestalteten Mauer, begleitete sie uns den ganzen Tag, erzählte von ihrem Alltagsleben als Christin in der palästinesischen Gesellschaft und  erklärte uns die  Geschichte der einzelnen Orte.

Sehr besonders war auch der Besuch im Kibbuz Dorot, in dem Familienangehörige eines unserer Schüler lebten und die uns ein herzliches Willkommen bereiteten. Wir erfuhren von der Entstehungsgeschichte des Kibbuzes bis zu der allgegenwärtigen Angst vor dem Raketenbeschuss aus Gaza, das nicht allzuweit entfernt liegt. Außerdem  hatten  sie für uns ein kurzes Treffen mit dem Sohn von Ariel Scharon am Grab seiner Eltern arrangiert. Er betreibt eine Farm in ihrer Nachbarschaft.

Die Rolle des israelischen Militärs und dessen Präsenz in der Öffentlichkeit löste bei unseren Schüler*innen große Verwunderung und Befremden aus und war Gegenstand ausgiebiger Diskussionen.

In Yad Vashem gab es ein sehr intensives Gespräch zwischen den Schüler*innen über die Fragen von Schuld und Verantwortung, sowie der Frage, wo Gott beim Holocaust war. Den israelischen Schüler*innen war es immer wieder wichtig zu bekundeten, dass die deutschen Schüler keinerlei Schuld an der Vergangenheit hätten. Das tat gut und wir konnten so leichter ins Gespräch kommen. Die Berliner Schüler*inen erklärten, dass sie sich in einer geschichtlichen Verantwortung sähen, gleichzeitig aber auch stolz auf  ihr Land und die Werte, die dieses heute vertreten würde, sind.

Wir hoffen sehr, dass  solche Begegnungen auch für die kommenden Jahrgänge des Walther-Rathenau-Gymnasiums möglich sein werden.

Religionslehrerin Martina Dethloff / Foto: Martina Dethloff