Berlin, 7. April 2020 – Bischof Christian Stäblein von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz schickt zu Karfreitag und den Ostertagen einen Gruß in die Gemeinden der Landeskirche.

„Das Leben ist stärker, die Sehnsucht nach Leben geht weiter, Gott ruft uns zu: Du wirst leben. Du wirst frei sein.“

„Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Schwestern und Brüder,

so eine Karwoche und so ein Ostern gab es noch nicht. Egal, wie man die historischen Vergleiche zieht oder es vielleicht auch lässt. Dieses Ostern wird anders: ohne Reisen, ohne großes Miteinander, ohne das Hallo auf den Spaziergängen. Nun ist das wohl noch am leichtesten zu verkraften, wir wissen ja, warum wir darauf verzichten. Schwerer, viel schwerer zu tragen für viele ist die große Sorge um ihre wirtschaftliche Existenz. Schließlich, im Zentrum: die Sorge vor dem Virus, das Aushalten bei den  ranken, bei den Sterbenden.

Da hinein nun feiern wir Karfreitag und Ostern. Was heißt das denn? Gott kennt die Krise. Kennt die Angst, unsere Angst. Das Sterben. Keinen Ausweg wissen, keinen Ausweg sehen. Das ist die Erinnerung an Karfreitag. Gott kennt unsere Zweifel, unser Verzweifeln. Läuft nicht weg.

Stattdessen versöhnt er. Ein großes Wort, zweifellos: versöhnen. Kennen Sie diese Sehnsucht nach guter Nachricht in diesen Tagen? Nach Versöhnen mit der Angst? Ein Versöhnen mit all dem, was uns auseinandertreibt. Bleibt zusammen, im Abstand füreinander da. Ich danke allen, die das tun in diesen Tagen. An der Kasse im Laden. Und in der Pflege. Auf der Intensivstation. Und in der Kitanotbetreuung.

Und Ostern? Es zeigt, dass der Tod nicht das Letztgültige ist. Dass wir nicht danach suchen müssen, welcher Sinn in ihm liegt. Und dass wir ihm auch nicht einen Sinn geben müssen, den er nicht hat. Ich höre so viele Deutungen, so viele Erklärungen, warum und wozu das Corona-Virus, dass es dieses oder jenes uns lehre und zeige. Wie wir unser Leben umstellen sollen, was sich alles ändern muss. Kann sein, ja, kann gut sein, dass sich viel ändern muss in unserem Leben, dass wir zu mancherlei gutem Richtungswechsel, ja zu Umkehr animiert werden. Aber Ostern sagt mir zuerst: Geben wir nicht dem Tod diese Macht, dass er den Sinn bestimmt. Geben wir nicht einem Virus die Macht, dass es unseren Lebenssinn bestimmt. Das Leben ist stärker, die Sehnsucht nach Leben geht weiter, Gott ruft uns zu: Du wirst leben. Du wirst frei sein.

Was für ein Ostern also dieses Jahr. Was für ein Osterspaziergang im Kopf und im Herzen mit dieser Zusage Gottes. Was für ein Ruf, den Gott laut macht in uns. In der Kirche klingt er immer so: Der Herr ist auferstanden! Gelten will das auch vor der Kirchentür, überall in der Welt, gelten will das für dein und mein Herz.

Frohe Ostern wünsche ich Ihnen!

 

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