#wasreligionslehrersomachen – unter diesem Hashtag findet man auf Instagram schon jede Menge Beiträge Evangelischer Religionslehrer*innen. Um Ihnen und euch unsere Religionslehrer*innen noch ein wenig genauer vorzustellen, gibt es die Reihe „Religionslehrer*innen im Interview“. Nach Maike Schöfer, Laura Schulze und Phillip Angelina hat uns jetzt Bettina Koschorek unsere Fragen beantwortet. Sie unterrichtet seit 2013 die Klassen 5-11 an zwei Berliner Gymnasien, dem Käthe-Kollwitz-Gymnasium und Heinrich-Schliemann-Gymnasium. Beide Schulen sind sehr anspruchsvolle Gymnasien, deren Schüler*innen zum größten Teil aus einem sozial starken und bildungsnahen Umfeld kommen.

Warum sind Sie Religionslehrkraft geworden?

„Aufgewachsen bin ich in einer konfessionslosen Familie, doch durch das Bereisen verschiedener Länder und Kulturen (damals mit meiner Großmutter), wurde mir schon als Kind klar, Glaube ist für viele Menschen ein wichtiges Thema. Getragen von den Gefühlen „da ist noch mehr“ und „ich gehöre dazu“ machte ich mich auf die Suche nach Gott und wurde fündig. Ich stellte Fragen und bekam Antworten. Auch wenn ich damit zunächst allein dastand, wich ich keinen Zentimeter von meiner neugewonnen Erkenntnis. Ich ließ mich taufen, komfirmieren und nach dem Abitur wollte ich mehr zu meinem Glauben wissen und studierte Theologie/ Religionspädagogik.“

Warum ist Religionsunterricht wichtig als Schulfach – Was haben Kinder für einen „Mehrwert“ von Religionsunterricht konkret in ihrem Alltag?

„Der Religionsunterricht ist ein bedeutender Faktor für die Überwindung von Vorurteilen, er regt zum reflektierten Umgang mit der kulturellen und religiösen Vielfalt an und stützt auf zwei Pfeilern, nämlich der Wissensvermittlung und zweitens das persönliche Nachdenken und Diskutieren. Gleichzeitig lädt er ein, zur Ruhe zu kommen, sich über Wünsche & Ziele bewusst zu werden und Kraft zu schöpfen.“

Was ist der Unterschied zu Ethik, Lebenskunde oder L-E-R?

„In den Fächern Ethik, Lebenskunde und LER wird oft als Außenstehende*r auf die Religionen geschaut, manchmal sogar mit einer gewissen Abneigung und Angst – der Religionsunterricht begegnet Religionen wertschätzend, offen und verbindend. Er bietet die Möglichkeit einer Innenansicht des eigenen (Nicht)- Glaubens und ermöglicht Dialoge zwischen den jeweiligen Religionen.“

Was für Fragen werden Ihrer Meinung nach nur im Religionsunterricht beantwortet und nicht in Ethik, Lebenskunde oder L-E-R?

„Religionsunterricht ist weder Christenlehre noch reine Religionskunde, er befasst sich mit dem eigenen (Nicht)- Glauben und der Identitätsentwicklung der Schüler*innen. Oftmals hat er auch eine seelsorgerische Dimension, die im sonstigen Schulalltag zu kurz kommt.“

Welche Momente sind für Sie ganz typisch bei einer Reli-Unterrichtsstunde?

„Raum und Zeit für Fragen und wichtige Themen der Schüler*innen und gleichzeitig die Möglichkeit der wertfreien Entfaltung der Schüler*innenpersönlichkeit.“

Wie ist das Verhältnis zu den Lehrer*innen von Ethik, Lebenskunde oder L-E-R? Gibt es einen Wettbewerb, Rivalitäten, etc

„An beiden Schulen gibt es verpflichtend Ethik und freiwillig neben dem Religionsunterricht Lebenskunde. Zu den Ethik-Kolleg*innen am Käthe-Kollwitz-Gymnasium habe ich ein sehr wertschätzendes und unterstützendes Verhältnis. Es gibt einige Kooperationen. Das Verhältnis zum HVD (Lebenskunde) obliegt der jeweiligen Fachkraft.“

Was ist der religiöse Hintergrund Ihrer Schüler*innen?

„Die Mehrheit der Schüler*innenschaft hat keinen religiösen Hintergrund, daneben gibt es christliche und muslimische Schüler*innen und wenige jüdische Schüler*innen.“

Aus welchen Gründen haben die Eltern das Fach Religion für ihre Kinder gewählt und nicht Lebenskunde?

 „Viele Eltern sind selbst gläubig oder wünschen sich zumindest eine (Inter)- religiöse & interkulturelle Bildung für Ihre Kinder. Aufgrund ihrer eigenen (Arbeits)- Erfahrungen schätzen sie neben der Digitalisierung interkulturelle und Interreligiöse Kompetenzen als wichtige Zukunftskompetenzen.“

Viele Menschen denken, Religionsunterricht sei nichts anders als Ethik, Lebenskunde oder L-E-R. Was würden Sie erwidern?

„Im Gegensatz zu den anderen Fächern, macht Reli das Leben bunt und lädt zu spannenden Dialogen und Begegnungen ein.“

Ergänzen Sie – ganz plakativ und in einem Satz: „Nur Religionsunterricht und kein anderes Fach …

„… bereitet Schüler*innen auf eine plurale, vielfältige und inklusive Gesellschaft vor.“

Was sagen begeisterte Schüler*innen zu dem Fach?

„Sie sagen nicht viel. Sie bringen einfach ihre Freunde mit. :)“

Wie kam es zu dem Projekt „religion4you“?

„Das Instagramprojekt Religion4you ist im Unterricht entstanden, wir hatten die Idee einen „digitalen Hefter“ zu schaffen, den man auch nach seiner Schulzeit gern wieder aufschlägt.“

Liebe Frau Koschorek, Herzlichen Dank für das Interview.

Mehr über „religion4you“ gibt es bei Instagram zu entdecken!