Schüler:innen des Wolkenberg-Gymnasiums Michendorf haben im Rahmen eines Seminarkurses Geschichte/Ev.Religion (2020/21) Lebenswege ehemaliger jüdischer Bürger:innen Michendorfs und Umgebung erforscht. Nach wissenschaftlichen Kriterien ist daraus eine Ausstellung entstanden, die bisher im Wolkenberg-Gymnasium selbst wie auch öffentlich in Michendorf (Gemeindezentrum und Heimatverein) gezeigt wurde. Auch wurden im Zuge der Recherche für zwei jüdische Familien in Michendorf und Wilhelmshorst Stolpersteine verlegt.

Die in der Ausstellung vorgestellten Lebenswege ehemaliger jüdischer Bürger:innen Michendorfs und Umgebung sollten in Form einer Graphic Novel von Jugendlichen für Jugendliche und Kinder ab Klasse 6 aufgearbeitet werden. Die Graphic Novel, die fiktive Elemente enthält, soll Anlass und Möglichkeiten bieten, sich mit Lebenswegen und Schicksalen der jüdischen Bürger:innen vor Ort auseinanderzusetzen. Dies schließt Erwachsene als Zielgruppe ein.

Seit Ende August 2023 erarbeiteten zwei Gruppen im Ev. Religionsunterricht einzelne zeichnerisch gestaltete Kurzgeschichten zu insgesamt 10 Personen, die während der NS-Zeit als Juden/Jüdinnen in Michendorf und Umgebung diskriminiert, vertrieben oder ermordet wurden. Gemeinsame „Klammer“ sind die Häuser, in denen sie gewohnt haben und die heute noch zum Ortsbild von Michendorf und Umgebung gehören. Die gezeichneten Kurzgeschichten wurden anschließend in einem Sammelband als Graphic Novel gedruckt.

Begleitet wurde die Erstellung und Herausgabe der Graphic Novel von der Illustratorin Melanie Garanin. Finanziell gefördert wurde diese professionelle Begleitung vom Landkreis Postdam-Mittelmark.

Am 09. November 2023 wurde die Graphic Novel zusammen mit der Ausstellung und einem Gedenken an die Opfer der Verfolgung im Gemeindezentrum in Michendorf öffentlich präsentiert.

„Was war“  wird bei Schulveranstaltungen und in öffentlichen Einrichtungen Michendorfs (Gemeinde, Kirchengemeinde, Heimatvereine u.a.) an Interessierte gegen einen Betrag von 8,- € pro Stück abgegeben . Diese Einnahmen werden zweckgebunden über den Schulförderverein für einen evt. nötigen Nachdruck oder weitere Projekte ähnlicher Thematik (z.B. Verlegung weiterer Stolpersteine) verwendet.

Eine ausführliche Einführung und Beschreibung des Projekts finden Sie auch auf der Internetseite von Melanie Garanin.

Zur Online Ausstellung „Auf vergangenen Spuren: Jüdisches Leben in Michendorf und Umgebung“ von 2021 online zugänglich auf der Homepage des Wolkenberg-Gymnasiums.

Vorwort im Buch „Was war“ von Anne Voß:

„Was war? Was war, als Hitler an der Macht war? Was war hier bei uns? Mit Juden …
40 Jugendliche der Jahrgangsstufe 9 des Wolkenberg-Gymnasiums stellten sich im Evangelischen Religionsunterricht diesen Fragen. Sie setzten sich mit Lebensgeschichten jüdischer Bürger:innen Michendorfs und Umgebung auseinander, die während der NS-Diktatur gedemütigt und entrechtet, vertrieben und ermordet wurden. Informationen über deren Schicksale konnten sie der Ausstellung „Auf der Suche nach vergangenen Spuren: Jüdisches Leben in Michendorf und Umgebung“ entnehmen. Diese war 2021 im Rahmen des Seminarkurses Geschichte-Religion von Schüler:innen aus der damaligen Jahrgangsstufe 12 des Wolkenberg-Gymnasiums nach wissenschaftlichen Standards erarbeitet worden. Online einzusehen ist sie jetzt auf der Homepage der Schule. Was war? Die Schüler:innen der neunten Klassen haben keine historisch-wissenschaftliche Darstellung der jüdischen Lebenswege erstellt. Sie zeichneten vielmehr, was ihrem persönlichen Eindruck nach war. Die Jugendlichen wählten Situationen und Ereignisse im Leben der jüdischen Personen aus und stellten subjektiv dar, wie sie hofften und weinten, liebten und kämpften, lebten und starben. Dabei wurden Szenen auch ausgedacht und fiktiv entwickelt. Verbindendes Element der zehn Lebensgeschichten sind die Häuser, in denen diese jüdischen Bürger:innen gewohnt und gearbeitet haben: Gebäude, die heute noch in Michendorf und Umgebung zu finden sind als steinerne Zeugen von dem, was war. So sind zehn gezeichnete Lebensgeschichten entstanden, die in ganz unterschiedlicher Weise vom Schicksal jüdischer Bürger:innen in und um Michendorf erzählen. Ergänzt werden die einzelnen kurzen Graphic Novels durch eine schriftliche Zusammenfassung des tatsächlichen Lebensweges. Was war? Die Frage nach der Vergangenheit erinnert uns an geschehenes Leid und Unrecht. Zugleich mahnt sie uns, auch nach dem zu fragen, was ist. Was ist, wenn Antisemitismus und Faschismus die Macht haben? Was ist hier bei uns? Mit Minderheiten … Auch heute sind wir gefordert, jeder Form von Ausgrenzung und Rassismus entgegenzutreten und uns für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen.“

Anne Voß, Schulpfarrerin am Wolkenberg-Gymnasium Michendorf

Wir danken Schulpfarrerin Anne Voß, den Schüler:innen des Wolkenberg-Gymnasiums ((9b & 9c) und allen Beteiligten!