Der folgende Artikel ist ein Auszug aus der aktuellen Ausgabe der „zeitsprung“ (1/2021) von Denise Völlmer. Sie studiert an der Evangelischen Hochschule Berlin den Masterstudiengang Evangelische Religions- und Gemeindepädagogik. Zur kompletten Ausgabe als digitales PDF geht es hier.

Erklärvideos sind ein beliebtes Mittel, um Lehrinhalte zu vermitteln. Es erscheint aufwendig, sich an die Produktion eines solchen Videos zu machen. Die Hindernisse, Probleme und Schwierigkeiten (Unwissenheit, Unsicherheit, Zeitmangel, etc…), die mit der Produktion eines Erklärvideos verbunden sind, lassen Religionslehrkräfte zurückschrecken. Doch ist das Video erst einmal fertig und als Datei abgespeichert, kann es immer wieder (auch aus der Ferne, dem Homeoffice) eingesetzt werden. Sind Sie daran interessiert, ein Erklärvideo von Schüler*innen im Rahmen des Unterrichtes produzieren zu lassen, ist es besonders wichtig, dass Sie sich an die eigene Videoproduktion wagen, um ein*e gute Lernbegleiter*in und Unterstützung für die Schüler*innen zu sein. Außerdem können Sie den Aufwand und die Leistung besser abschätzen und beurteilen.

Ein Erklärvideo zu produzieren ist, wenn man sich damit auseinandersetzt, gar nicht sonderlich kompliziert und macht durchaus Spaß. Dieses möchte ich in und mit diesem Artikel, in dem ich meinen Weg von der Idee bis zum Erklärvideo dokumentiere, erklären.

Die Vorbereitung:

Bevor es an die Produktion meines ersten Erklärvideos ging, habe ich gezielt nach Publikationen und Informationen gesucht. Es lohnt sich, da im letzten Jahr einige Publikationen zu diesem Thema erschienen sind, sich auch wissenschaftlich damit zu beschäftigen. Das Anschauen von Erklärvideos im Internet kann helfen, einen Einblick und Ideen zu gewinnen.

Die Zielgruppe:

Zuallererst stellte ich mir die Frage, für wen bzw. welche Klasse mache ich das Erklärvideo und was möchte ich damit vermitteln. Im Blick hatte ich eine 2. Klasse, welche in der pandemischen Zeit nun
wieder Religionsunterricht hat. Die Erfahrungen des letzten Schuljahres haben gängige Planungen über den Haufen geworfen und Unterricht wird nun so geplant, dass Schüler*innen Abstände einhalten und
ggf. Distanzunterricht erfolgt. Die Gruppe, für die das Video gemacht wird, sollte im Blick bleiben,
denn sonst besteht die Gefahr an den Kindern „vorbei“ zu erklären.

Das Thema:

Ich habe mich am neuen Schulbuch alle zusammen – Evangelischer Religionsunterricht für die Jahrgangsstufen 1-3 orientiert. (herausgegeben für die Grundschulen der EKBO) Die Stärke von Erklärvideos ist es, abstrakte und komplexe Themen in den Fokus zu rücken. Dieses Video soll für Zweitklässler sein, daher bietet es sich an, ein didaktisch aufgearbeitetes Video zu einem eher sachkundlichen Thema zu produzieren: Ich habe mich für das Thema Menschen bauen sich besondere Orte – Im Christentum die Kirche entschieden. Das Wesentliche aus diesem Thema herauszufiltern und sich bewusst zu machen, was die Schüler*innen Neues erfahren bzw. welche Kompetenzen sie erwerben sollen, gehört zu den ersten Überlegungen. Im konkreten Fall habe ich mir überlegt, welche wesentlichen Bestandteile von Kirche im Video auftauchen sollen. Dieser Schritt gehört notwendig zur Unterrichtsvorbereitung, Orientierung bieten die gängigen Materialien bzw. das Schulbuch. Wesentliche Inhalte in diesem Schritt schon zu notieren, erspart Arbeit und bereitet die folgenden Schritte vor. Im Rahmenlehrplan steht dieses Thema unter der Lebensfrage 4 – Fragen nach Orientierung und Wegweisung.

Der Videostil:

Es gibt Erklärvideos in den verschiedensten Stilen und Formen: je nach technischem Know-how, technischer Ausstattung und Erfahrungen mit diesem Medium lassen sie sich mehr oder weniger einfach produzieren: vom Screencast (Abfilmen des Bildschirmes) über Stop-Motion und Green-Screen-Videos bis hin zu Whiteboard-Stilen. Der wohl bekannteste Stil ist die Legetricktechnik, diese gibt es analog und auch digital. Ich habe mich für die wohl einfachste Variante, die analoge Legetricktechnik entschieden. Für den Anfang ist sie besonders geeignet. Kurz zusammengefasst wird mit Hilfe von Zeichnungen und Sprache der Lerngegenstand erklärt. Wenn Sie gerne vor der Kamera stehen, können Sie auch ein solches Erklärvideo produzieren. In meinem Fall ist es so, dass ich nicht so gern vor der Kamera, sondern lieber dahinter stehe und deshalb entscheide ich mich für den analogen Legetrick. Wenn Kompetenzen und Kenntnisse wachsen, können Sie sich gern auch an den digitalen Legetrick wagen, wie beispielsweise die Software mysimpleshow oder andere Stile.

 

Grundsätze:

Bevor es nun an die Produktion und die damit verbundenen Aufgaben geht, stelle ich mir ein paar Grundsätze an den Anfang, die michwäh rend der Arbeit am Video begleiten sollen und einen gewissen Rahmen und Grenzen stecken.

1. Weniger ist mehr! Didaktische Reduktion und nicht zu viele Reize.
2. Es muss nicht perfekt sein!
3. Erzählen statt erklären!

Der Aufbau:

Damit das Erklärvideo gelingt und ansprechend wird, sollte es einen strukturierten Aufbau haben wie auch der Schulunterricht. Ich überlege mir einen Einstieg, die Problemstellung und ein Ende. Dabei entsteht ganz automatisch die Idee des Storyboards bzw. Drehbuchs. Beim Erstellen des Storyboards reichen Stichpunkte und Skizzen bzw. Beschreibungen. Später notiere ich alles im Drehbuch, das was ich sagen möchte und was ich an Material/Zeichnungen benötige. „Lisa ist bei der Taufe ihres Cousins… und entdeckt viele Gegenstände und besondere Möbel in der Kirche… die Pfarrerin erklärt ihr….“ Ich formuliere mir den Text vor und überlege an welchen Stellen, welche Zeichnungen zu sehen sein sollen. Außerdem überlege ich mir beispielsweise, wie ich die zuschauenden Schüler*innen einbeziehen kann und stelle zwischendurch eine Frage (call to action).

Die Dauer:

Erklärvideos müssen nicht lang sein. Der Großteil der Videos ist eher kurz und dauert ca. 3 Minuten. Je nach Thema/ Problemstellung und auch Zielgruppe kann die Dauer stark variieren.

Die Produktion:

Merkmale für das analoge Legetrickvideo sind Zeichnungen und ggf. Texte, die in das Bild hinein- und hinausgeschoben werden. Währenddessen wird der erklärende Text gesprochen.

Die Zeichnungen:

Die im Storyboard bzw. Drehbuch geplanten Visualisierungen müssen gezeichnet werden. Es empfehlen sich einfache Strichzeichnungen, die zwar einfach, aber präzise und erkennbar sind, sogenannte Sketchnotes oder Cliparts anzufertigen. Vor allem in Schwarz, für kleine Details, wie rosige Babywangen nutze ich eine weitere Farbe. Die Zeichnungen sollten groß genug sein (ca. 3-4 Zeichnungen aus einem DIN-A4-Blatt) und über eine kräftige Strichstärke verfügen. Bücher und Bilder im Internet können dabei helfen. Allerdings sollten Datenschutz und Urheberrecht beachtet werden. Ich suche gezielt nach lizenzfreien Bildern und zeichne selbst. Für die Zeichnungen nutze ich etwas dickeres Papier und schneide sie dann konturenartig aus. Text sollte nur aus Stichworten bestehen und gut lesbar sein.

Materialien:

Um ein Erklärvideo zu produzieren genügt ein Smartphone, ich nutze zusätzlich das Headset, da dadurch die Tonqualität gesteigert wird. Achten Sie darauf, dass keine Störgeräusche, wie z.B. das Schleudern einer Waschmaschine zu hören sind. Natürlich kann auch professionelles Equipment genutzt werden, ich möchte aber die einfache Realisierbarkeit beschreiben. Für eine ruhige Aufnahme empfiehlt sich ein Stativ, man kann alternativ auch einen Pappkarton (ca. 40-50cm hoch) nehmen und eine Öffnung oben mittig einschneiden, auf der man das Smartphone platziert, sodass eine Aufnahme im Querformat möglich ist. Mit Krepppapier oder Stift markiere ich mir die Begrenzungen. Ich finde diese Variante äußerst praktisch, da dort auch gleich die Bühne entsteht. Ein einfarbiges Papier hineingeklebt ergibt einen guten Untergrund. Schaut man auf das Smartphone Display sieht man die Fläche, diese sollte je nach Lichtverhältnissen noch etwas ausgeleuchtet werden. Alle anderen Materialien wie Zeichnungen und das Drehbuch liegen nun bereit.

Der Dreh:

Damit die Aufnahme durchgehend scharf ist, deaktiviere ich den Autofokus. Ich mache eine Probeaufnahme einer Szene, die ich mir in Ruhe anschaue und überprüfe, ob alles zu sehen und zu hören ist. Erst jetzt beginnt der richtige Dreh. Alle Visualisierungen liegen sortiert bereit, den Text habe ich entweder im Kopf oder aufgeschrieben und lesbar vor mir. Nun starte ich die Aufnahme und lege die Visualisierungen hinein. Ich spreche meinen Text und lege dann je nach Szene Bilder hinzu oder nehme sie hinaus. Fehler können passieren, ich verspreche mich oder greife das falsche Bild etc.. Ich beginne dann erneut mit der Aufnahme oder bearbeite die Fehler später mit Hilfe eines Videoschnittprogramms.

Ein Erklärvideo kann in einem Schritt gedreht werden, in der Regel bearbeite ich meine Videos im Videoschnittprogramm nach. Für Smartphones, Tablets und Computer stehen solche Apps zur Verfügung. Diese ermöglichen, unter anderem, Ton erneut aufzunehmen, Effekte dem Video hinzuzufügen oder Aufnahmen zu kürzen. All diese Möglichkeiten hier zu erläutern, würde zu weit führen und ist durch die Vielzahl unterschiedlicher Programme kaum möglich. Ich kann Ihnen Mut zusprechen, probieren sie es einfach mal aus. Sie werden sich im Schnittprogramm zurechtfinden und die Freude ist riesig, wenn am Ende ein fertiges Erklärvideo steht.

Hier geht es zum fertigen Video

Ein Video über den Heiligen Geist von Nora Enderlein, Sina Bergmann und Franziska Traeger:

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Die Bereitstellung:

Ist das Erklärvideo fertig, kann es im Unterricht gezeigt oder auch auf geschützten Servern und Plattformen hochgeladen werden, damit die Schüler*innen Zugang dazu erhalten. Vielleicht haben Sie Lust bekommen, ein Erklärvideo zu produzieren, nützliche Tipps, Erklärungen, Anwendungsbeispiele und Beschreibungen von Tools und Programmen finden sie in der angegebenen Literatur:

Arnold, Sebastian; Zech, Jonas, Kleine Didaktik des Erklärvideos. Erklärvideos für und mit Gruppen erstellen und nutzen, Braunschweig 2019.
Dorgerloh, Stephan; Wolf, Karsten D. (Hrsg.), Lehren und Lernen mit Tutorials und Erklärvideos, Weinheim 2020.
Kia, Sahar; Roman, Simschek, Erklärvideos einfach erfolgreich, Konstanz und München 2017.