Unter dem Projekttitel „Wie war es damals – Jugendliche stellen Fragen an die Shoa-Überlebende Rahel Renate Mann“ wenden sich Schüler*innen dreier Berliner Schulen im Rahmen der schulischen Erinnerungs- und Gedenkarbeit mit ihren Fragen an die Shoa-Überlebende Rahel Renate Mann. Nach der vorherigen Beschäftigung mit dem Leben der Zeitzeugin, entwickelten und formulierten die Schüler*innen ihre Fragen, die Frau Mann in einem Interview gestellt wurden. Ihre Antworten und Berichte wurden zu einem 41-minütigen Kurzfilm zusammengefügt. Dieses soll im Schuljahr 2020/2021 in einer Premierenveranstaltung erstmals öffentlich gezeigt werden. Zudem sollen für Rahel R. Mann und ihre Mutter ein Stolperstein in Berlin Schöneberg verlegt werden.

Rahel Mann, geboren am 7.6.1937 in einer Neuköllner Frauenklinik

 

Ziele und Zielgruppe

Primärziele: Schüler*innen lernen die Person Rahel Renate Mann kennen und setzen sich anhand Ihrer persönlichen Erlebnisse und Schilderungen mit der Zeit des Nationalsozialismus in Berlin und Deutschland auseinander. Schüler*innen lernen beispielhafte Personen wie Frau Vater, kennen, die in verschiedener Weise gegen das Naziregime gehandelt haben und für Menschlichkeit in einer unmenschlichen Zeit einstanden. Durch das Führen des Interviews und die Produktion dessen, lernen die Schüler*innen eine Möglichkeit der Erinnerung und Mahnung kennen. Durch eine geplante Stolpersteinverlegung für Rahel Renate Mann und ihre Mutter Milda Wolf schaffen Schüler*innen selbst einen Ort der Erinnerung und Mahnung. Durch die intensive Auseinandersetzung mit den Ereignissen rund um den zweiten Weltkrieg, erkennen Schüler*innen den Wert einer demokratischen Gesellschaft und ihren Beitrag zum Erhalt dieser.

Sekundarziele: Schüler*innen setzen sich mit der Geschichte ihrer Stadt auseinander und gestalten tolerantes Leben in Berlin aktiv mit. Schüler*innen erhalten einen genauen Einblick in die Erarbeitung eines Zeitzeugeninterviews und in die Videoproduktion. Zielgruppe des Projektes waren Schüler*innen der Sekundarstufe eins, die Klassenstufen acht bis zehn. Da sich dieses Projekt einerseits aus einem, durch die Corona-Krise nicht mehr weiterführbaren Denkmal aktiv Schulprojekt, und andererseits aus einer geplanten Gedenkstättenwoche in Berlin zusammensetzte, waren diese Schüler*innen hauptsächlich am vorliegenden Projekt beteiligt. Zudem wurde die Information zum Leben von Rahel Renate Mann, mit der Bitte um Einsendung von Schülerfragen auch an weitere Klassen gestreut.

 

Die Schüler*innen-Fragen werden bearbeitet

 

Am Projekt beteiligte Schulen und Schüler*innen:

  •  Gemeinschaftsschule Campus Efeuweg in Berlin Neukölln (Efeuweg 34, 12357 Berlin)
  •  Integrierte Sekundarschule und staatliche Europaschule Alfred-Nobel Schule in Berlin Neukölln (Britzer Damm 164-170, 12347 Berlin)
  • Gemeinschaftsschule Paula-Fürst in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf mit dem Bereich Produktives Lernen (Nehringstraße 9 · 14059 Berlin)

Methodik und Didaktik der Durchführung

Dadurch, dass das hier beschriebene Projekt eine Zusammenführung aus zwei, in einem thematischen Zusammenhang stehenden Projektes ist, waren bei den Schüler*innen schon diverse theoretische Grundlagen gelegt. Die Zusammenführung bestand zum einen aus dem denkmal-aktiv Schulprojekt (Schulprogramm der Deutschen Stiftung Denkmalschutz) an der Alfred- Nobel Schule in Berlin Neukölln, welches sich mit dem Bauhaus und der Vertreibung der Bauhaus-Idee durch die Nationalsozialisten beschäftigt. Dabei bearbeitet eine 8. Klasse über das Schuljahr 2019/ 2020 dieses Thema. Unter dem Link denkmal-aktiv.de/schulprojekte ist das Projekt „Von Neukölln bis Tel Aviv- Verbot, Vertreibung, Emigration“ gelistet und mit einem Arbeitsplan genau beschrieben. Ebenfalls war am Campus- Efeuweg  am Ende des Schuljahres 2019/2020 eine Gedenkstättenwoche fest eingeplant, die sich mit den verschiedenen Orten des nationalsozialistischen Terrors in Berlin beschäftigen sollte. Den Höhepunkt der Projektwoche sollte das Gespräch mit R. Mann bilden. Durch die andauernde Corona-Krise mussten alle Exkursionen und Projekte stoppen. Ziel war nun, sehr kurzfristig eine sinnvolle Weiterführung zu gewährleisten. Das Gespräch mit Mann wurde professionell aufgezeichnet und bearbeitet. Alle beteiligten Schüler*innen beschäftigten sich zuerst mit einem Arbeitsmaterial, in dem über das Leben von Rahel R. Mann berichtet wird. Ausgehend davon waren die Schüler*innen angehalten, ihre Fragen an Frau Mann aufzuschreiben. Aus den Auszeichnungen wurden Fragenkomplexe gebildete, die dann zu sehr prägnanten Fragen gebündelt wurden. Unter der professionellen Mit Hilfe der Kamerafrau Frau Jennifer Kuntscher-Rambaeck, wurden diese Fragen durch Schüler*innen eingesprochen und gefilmt. Am 11.06. 2020 fand dazu in den Räumen der Arbeitsstelle für ev. Religionsunterricht Neukölln ein dreistündiges Zeitzeugeninterview mit Frau Mann statt. Die Schülerfragen wurden Frau Mann während des Interviews per Tablet vorgespielt und sie konnte direkt darauf reagieren. Ziel war es, dass die Schüler*innen, so weit wie in dieser Zeit möglich, in das Interview einbezogen wurden und „ihre“ Fragen beantwortet werden. Danach wurde das Rohmaterial durch Frau Kuntscher-Rambaeck zu einem 40-minütigem Video zusammengeschnitten.

Zusammenarbeit

Folgende außerschulischen Akteure waren am Projekt beteiligt:

  • Gedenkstätte deutscher Widerstand Bündnis Neukölln
  • Miteinander für Demokratie, Respekt und Vielfalt Museum Neukölln
  • Bonhoeffer- Stiftung Berlin Denkmal aktiv, das Schulprogramm der Deutschen Stiftung Denkmalschutz
  • Arbeitsstelle für evangelischen Religionsunterricht Neukölln

Schüler*innen nehmen die Interviewfragen auf

Hoffnung und Erwartung

Ein wichtiger Punkt im Projektverlauf war und ist der persönliche Kontakt, der zwischen Frau Mann und den Schüler*innen hergestellt und aufgebaut wurde. Durch die Möglichkeit des Fragens haben die Schüler*innen eine Shoa-Überlebende kennengelernt und konnten mit dieser in einer besonderen Weise in Beziehung treten. Da uns diese Zeitzeugen kaum noch zur Verfügung stehen, ist das eine äußerst wertvolle Bereicherung für den Schulalltag. Weiterhin bietet dieses Projekt einen wichtigen Beitrag zur demokratischen Bildung der Schüler*innen. Ihnen wird eine Möglichkeit aufgezeigt, gegen das Vergessen und für Demokratie und Menschlichkeit einzutreten. Weiterhin steht das entstandene Video den beteiligten Schulen zur Verfügung und soll in der schulischen Gedenkstättenarbeit, sowie im Geschichts-, Ethik- und Religionsunterricht Einsatz finden. Ebenfalls ist eine breitere Veröffentlichung denkbar, da Frau Mann, sowie die gezeigten Schüler*innen ihre Zustimmung zur Veröffentlichung erteilt haben.

Geplante Weiterführung:

  • Halbjahr Schuljahr 2020/2021 öffentliche Premiere des Zeitzeugenvideos „Wie war es damals- Jugendliche stellen Fragen an die Shoa- Überlebende Rahel Renate Mann“
  • Halbjahr Schuljahr 2020/2021 Verlegung eines Stolpersteins für Rahel Renate Mann und ihre Mutter in Berlin Schöneberg, sowie Exkursionen zu außerschulischen Lernorten

Projektverantwortliche: Sara Herrmann (Projektkoordinatorin Kirchenpädagogik und Religionslehrerin)

Zum Film

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